Das Leuchtfeuer Großer Vogelsand war ein Leuchtturm in der Elbmündung. Derzeit laufen die Planungen, den Turm in einer Höhe von ca. 39 Metern wieder aufzubauen und Besuchern zugänglich zu machen.
Mit Aussichtsplattform, Ausstellungsfläche und Erlebnisgastronomie soll er als „haventurm“ zur neuen Touristenattraktion am Tor zum Überseehafen in Bremerhaven avancieren und einen völlig neuen Ausblick auf die Seestadt ermöglichen.
Der in den Jahren 1973 und 1974 errichtete Turm wurde Ende der 1990er Jahre abgeschaltet. Im Jahr 2007 hat das Wasser- und Schifffahrtsamt Cuxhaven den Rückbau des Turms beschlossen. Im Jahr 2008 wurde der Leuchtturmkopf demontiert und zur Verschrottung nach Bremerhaven verbracht.
Um das Technikdenkmal vor diesem Schicksal zu bewahren, erwarb der Unternehmer und Geschäftsführer des havenhostel Bremerhaven, Jens Grotelüschen, das Turmoberteil und ließ den 250 Tonnen schweren und 3-etagigen Kopf im Juni 2010 in einer spektakulären Aktion zu seinem neuen Bestimmungsort, dem Gelände des havenhostel, Bremerhaven, transportieren.
Nach Übertragung des Leuchtturms auf den Förderverein Maritimer Denkmalschutz e.V., der maritime Denkmäler bewahrt und seefahrtsgeschichtlich bedeutsame Bauwerke pflegt, übernimmt der gemeinnützige Verein nun den Wiederaufbau und zukünftig den Betrieb.
Aufgrund technischer Entwicklungen sowie einer Verlagerung der Elbfahrrinne wurde der Leuchtturm Ende der 1990er Jahre überflüssig. Ende Februar 1999 wurde das Leuchtfeuer nach nur 24 Betriebsjahren wieder abgeschaltet. Das Nebelsignal war noch bis zum Jahr 2004 in Betrieb.
Versuche, den Turm nach Außerdienststellung als Hotel zu nutzen, scheiterten. So wurde er im Jahr 2003 an das Helgoländer Hotel Atoll verpachtet. Einen zweiten Versuch startete im Jahr 2006 das Bremer Hotel Überfluss. Doch aufgrund seiner eingeschränkten, wetterabhängigen Erreichbarkeit gestaltete sich die Bewirtschaftung schwierig.
Jährliche Betriebskosten von über 125.000 Euro führten im Sommer 2007 zu der Entscheidung des Wasser- und Schifffahrtsamts Cuxhaven, den Turm zurückbauen zu lassen. Im Dezember 2008 wurde der Leuchtturmkopf vom Schaft demontiert und vom Schwimmkran Enak in den Bremerhavener Fischereihafen verbracht, wo er verschrottet werden sollte. Der ebenfalls demontierte Schaft wurde durch ein Stahlrohr ersetzt, das als Seezeichen (Bake) fungiert.
Nördlich des Außenelbstroms liegt die Sandbank Großer Vogelsand, die bis ins 20. Jahrhundert der Schifffahrt zum Verhängnis wurde. Der Leuchtturm Großer Vogelsand, der Leitfeuer, Warnfeuer und Orientierungsfeuer trug, wurde zur Sicherung der Elbmündung errichtet und vollautomatisch von Cuxhaven aus per Richtfunk gesteuert.
Hintergrund
Die besondere Gefahr, die von der Untiefe ausgeht, besteht einerseits in den dort herrschenden Witterungsbedingungen und andererseits in dem besonders feinen Sand, dem so genannten Mahlsand, der aufgelaufene Schiffe festhält und zu deren Durchbrechen beiträgt. Es liegen dort mehrere hundert bekannte und unbekannte Wracks. Das bekannteste ist der Frachter Ondo, der am 6. Dezember 1961 dort strandete und dessen Reste heute noch zu sehen sind. Der Frachter Fides strandete dort am 20. Januar 1962. Ursprünglich wurde das Gebiet mit schwimmenden Leuchtfeuern gesichert.
Nach dem Bau der Leuchttürme Alte Weser (1964) und Tegeler Plate (1965) in der Außenweser sollte das neue Verfahren, an Land fertig erstellte Turmschäfte in den Meeresboden einzuspülen, auch in der Elbmündung zur Anwendung kommen.
Errichtung
Errichtet wurde der Leuchtturm in den Jahren 1973 und 1974. Dennoch ging der insgesamt 82 m hohe Turm, von dem lediglich 45 Meter aus dem Wasser ragten, erst am 23. Mai 1975 in Betrieb und ersetzte das Feuerschiff Elbe 2. Mit einer Bausumme von 15 Millionen DM wurde er der teuerste Leuchtturm Deutschlands.
Am 18. Juni 2010 wurde der Leuchtturmkopf von Europas einst modernstem und teuerstem Leuchtturm „Großer Vogelsand“ in einer spektakulären Aktion zum havenhostel Bremerhaven transportiert.
Die Vorarbeit hatte der Schwimmkran Enak bereits Anfang Juni geleistet und den 250 Tonnen schweren Kopf vom Bremerhavener Fischereihafen in den Kaiserhafen verbracht.
Die letzten Meter bis zum neuen Bestimmungsort legte der rund 15 Meter hohe und 15 Meter breite Stahlkoloss am 18. Juni 2010, ab ca. 14:30 Uhr auf dem Landweg in der Stadt zurück.
Vom Zolltor Roter Sand (Alter Fährweg) bis zum havenhostel sind es zwar nur 300 Meter, doch die Überbreite des Turmkopfes machte eine bis ins kleinste Detail vorbereitete Planung notwendig. Drei Ampelanlagen (Alter Fährweg/ Barkhausenstraße und Kreuzung Barkhausenstraße/Rickmersstraße) wurden für den Umzug vollständig demontiert, damit der Schwertransport ungehindert vom Verkehrsaufkommen passieren konnte. Straßenunebenheiten wurden dabei durch eine besondere Steuerung der Ladefläche ausgeglichen, um ein Umfallen des Turmkopfes zu verhindern.
„Die Begeisterung über die Erhaltung des Leuchtturms ist groß, und die Zusammenarbeit bei der Vorbereitung des Umzuges ist vorbildlich“, so der Initiator des Projektes Jens Grotelüschen. So waren auch bei einem Ortstermin 14 Tage vor dem Umzug alle 12 Beteiligten aus den Ämtern, vom Zoll und von den Versorgungs-, Bau- und Transportunternehmen anwesend, um den Ablauf zu planen.
Sobald die Querung abgeschlossen war, wurde der Zollzaun wieder geschlossen und der Wiederaufbau der Ampelanlagen in Angriff genommen, um den Verkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen.
Der Leuchtturmkopf wird auf dem Gelände des havenhostel „geparkt“, bis die notwendigen Planungen und Vorarbeiten an den Fundamenten, dem Unterbau und der Ausstattung für den neuen „haventurm“ abgeschlossen sind.
Funktion | Leitfeuer |
Ort | Außenelbe |
Lage | Sandbank Vogelsand |
Geografische Lage | Breite: 53° 59´18´´ N Länge: 8° 28´41´´ O |
Feuerhöhe | 39 m |
Bauzeit | 1973 bis 1974, Rückbau 16. Dez. 2008 |
Betriebszeit | 23. Mai 1975 bis Ende Feb. 1999 |
Kennung | Blz.(3) 12 s, Glt. 3 s, Ubr. 6 s, Blz.(4) 15 s, Blz.(4) r. 15 s, Blz. r. 3 s, Ubr.(4) r. 18 s |
Tragweite (weiß) | richtungsabhängig, 19 bis 26 sm |
Tragweite (rot) | richtungsabhängig, 9 bis 12 sm |
Optik | Fresnel-Linsen, Präzisionssektorenfeuer |
Audio-Signal | Horn Mo. (VS) 30 s, bis 12. Jan. 2004, Tonhöhe 800 Hz |
Bauart | Stahl/Eisen |
Bemerkungen | gelöscht und rückgebaut zur Navigationsbake |
Int. Ordnungsnummer | B 1340 |
Nach umfangreichen Vorarbeiten wurde im Jahr 1973 der Turmschaft fast 30 Meter in den Boden auf der Südseite der Sandbank eingespült. Das ebenfalls an Land vorbereitete Oberteil wurde später mit einem Schwimmkran aufgesetzt und anschließend die Verkabelung sowie die technische Einrichtung vervollständigt.
Seine Funktion war in erster Linie die eines Leitfeuers, außerdem als Orientierungsfeuer mit einem Warnsektor für den Vogelsand. Neben einer Spiegel-Drehoptik besaß der Turm auch eine Gürteloptik, außerdem Seefunkfeuer, eine Radarantwortbake und eine akustische Warnanlage (Luftnebelschallanlage).
Ein eigenes Maschinendeck beherbergte die drei Lkw-Dieselaggregate, die für den notwendigen Strom sorgten. Entsprechend regelmäßig musste der ansonsten ferngesteuerte Turm von den Mitarbeitern des Wasser- und Schifffahrtsamtes Cuxhaven angefahren werden, um Betriebsstoffe zu ergänzen.
Auf dem ausladenden dreigeschossigen Oberteil des Leuchtturms befindet sich weiterhin ein Hubschrauberlandeplatz. Außerdem waren verschiedene Notunterkünfte für das Wartungspersonal sowie für Schiffbrüchige vorhanden.Das frei zugängliche Einstiegsportal zur Aufnahme von Schiffsbrüchigen wurde mit einer Fernsehkamera überwacht. Das Wartungspersonal wurde mit einem Hubschrauber oder einem Tonnenleger am Turm abgesetzt.